Ein Impuls unserer Schwester Kyrilla Spiecker (1916 – 2008)

In ihrer Autobiographie „Zerreißproben“ denkt Sr. Kyrilla darüber nach, wie die Verbindung zu Gott auch mitten in den Anforderungen des Alltags lebendig bleiben kann. Das Foto aus unserer Kirche ist vielleicht eine passende Illustration dazu (man muss allerdings ganz genau hinschauen ….).

Hier der Text von Sr. Kyrilla:

Weil ich in der Taufe den Heiligen Geist empfangen habe, betet Geist Gottes in mir: Ich stehe „unter Strom“. Er selbst tritt vor Gott für mich ein und hilft meiner Schwachheit (vgl. Röm 8). Ich brauche nicht einmal den Strom einzuschalten. Ich muss ihn nur in Anspruch nehmen, um Gottes Kraft zu erfahren. Oft lasse ich mich ablenken und vergesse darüber, dass mein „Anwalt beim Vater“ Tag und Nacht ein Ohr für mich hat, weil mein Herz sein „Büro“ ist.
Der Pilot im Cockpit ist nicht so vergesslich. Er weiß, dass seine Verbindung mit dem Kontrollturm für ihn lebenswichtig ist. Ohne den Funkkontakt verliert er den Kurs, erfährt er nichts von einer Gefahr. Mir will der Geist Gottes den Weg weisen, wenn ich nicht mehr weiterweiß. Wenn ich ihn bitte, „tritt er so, wie Gott es will, für mich ein“. Weil der Pilot unterwegs ist, sind Anfragen und Antworten kurz.
Die Methode des Piloten ist auch für mich brauchbar. Die Arbeit erlaubt auch mir keine Weitschweifigkeit. Dennoch kann ich mit Gott in Funkkontakt bleiben. Das ist allezeit und überall möglich: ganz gleich, wo ich bin, was ich gerade tue, was mich gerade bedrängt, erfreut oder ärgert. Weil ich immer „empfangen“ werde und der „Empfänger“ pausenlos „sendet“, brauche ich nicht auf die Stille zu warten, um beten zu können. Funkverbindung ist gut, wenn die Zeit nur Kurznachrichten erlaubt und Kurskorrekturen. Das vernetzt mir alle Stunden mit Gott. Der Dauerkontakt verkürzt auch die Startstrecke ins ausdrückliche Beten. Könnte das für uns heute nicht eine brauchbare Variante des „immerwährenden Betens“ sein?

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