Gedanken zum Advent

In ihrem adventlichen Beitrag unseres „geistlichen Anti-Viren-Programms“ erschließt Sr. Hanna einen Text aus dem Buch Jesaja in seiner bleibenden Aktualität für uns, in unserem Heute.

 

Wächter, wie spät in der Nacht?

Aus Seir ruft man mir zu:
Wächter, wie spät in der Nacht?
Wächter, wie spät in der Nacht?
Der Wächter spricht:
„Der Morgen kam und auch die Nacht.
Wenn ihr fragen wollt, kommt wieder
und fragt!“ (Jesaja 21,11f)

Der Prophet vermittelt uns einen uralten Gottesspruch, dessen Bedeutung wir trotz seines geheimnisvollen Gewandes erahnen.
Er wirkt fremd und wie von fern.
Doch wer bereit ist zu hören, wird seinen Sinn für uns heute erspüren und ihm fragend nachgehen können.

Der Prophet ermuntert uns ja zum Suchen und Fragen.
Immer schon wollte Gott den Menschen auf diese Weise an sich ziehen! Letztlich sind ja unsere Fragen – und die Fragen vieler verborgener Herzen – an Gott gerichtet.
Der Prophet bekräftigt seine Aufforderung sogar, wiederum zu fragen: „Wenn ihr fragen wollt, kommt wieder und fragt!“
So schallt der fragende Ruf wiederholt durch die Nacht: Wächter, wie spät in der Nacht?
Es geht nicht um eine Nachtzeit, sondern um eine Finsternis von Not und Bedrängnis, welche wie ein nächtliches Dunkel erfahren wird.
Den drängenden Ruf an den Wächter verstehen und hören wir im Heute als eine mehr und mehr bedrängende Frage: Wächter, wie spät in der Nacht?

Die Antwort des Propheten ist erstaunlich und aus seiner Sicht überraschend: Der Morgen kam und auch die Nacht.
Er sagt, der Morgen ist schon gekommen, aber dann brach wieder eine Nacht herein.
Welchen Morgen meint er, und was ist das für eine unheimliche, wieder heraufziehende Nacht?
Das ist nun der Morgen, der kam:
Es ist für den Glaubenden der Morgen der neuen Schöpfung, da sich Gott in Jesus Christus offenbarte, um unser Gott-mit-uns zu sein.
Durch ihn – Jesus Christus – wurde alle Nacht gebrochen, auch die Nacht des Todes.
Das ist Gottes Antwort auf unser Fragen.
Sie hat auch im Heute für den Glauben eine präsente, alles tragende Kraft.

Wenn sie auch oft nur leise in uns hörbar klingt, so birgt sie doch eine unbändige Hoffnung, die uns immer wieder aufleben lässt und stärkt.

Mit ihr können wir dem Geist einer von neuem heraufziehenden Nacht, und was auf dieser Welt zum nächtlichen Dunkel gehört, widerstehen.

 

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